Elizitieren ist eine wirkungsvolle Technik des Social Engineerings, bei der es darum geht, sensible Informationen von einer Person zu erhalten, ohne dass diese sich dessen bewusst ist. Statt Druck oder Zwang auszuüben, setzt diese Methode auf subtile und geschickte Gesprächsführung, die darauf abzielt, das natürliche Bedürfnis des Menschen nach Kommunikation und sozialer Interaktion zu nutzen.
Erklärung der Technik
Elizitieren funktioniert, indem gezielt Fragen gestellt oder Gespräche so gelenkt werden, dass die Zielperson bereitwillig Informationen preisgibt. Häufig geschieht dies in einem Kontext, der für die Zielperson unbedrohlich und sicher wirkt. Dabei wird eine Umgebung geschaffen, in der sich die Person wohlfühlt und kein Misstrauen hegt.
Psychologische Prinzipien spielen hierbei eine zentrale Rolle: Menschen neigen dazu, mit Personen zu kooperieren, die sie als sympathisch oder vertrauenswürdig empfinden. Zudem haben wir eine natürliche Tendenz, Fragen zu beantworten, selbst wenn wir uns der Konsequenzen nicht vollständig bewusst sind.
Ein Angreifer, der Elizitieren anwendet, nutzt oft die soziale Dynamik, um Vertrauen aufzubauen und das Gespräch so zu lenken, dass wichtige Informationen beiläufig und ohne Argwohn geteilt werden. Ein scheinbar harmloser Satz wie „Oh, das klingt interessant, wie funktioniert das genau?“ kann ausreichen, um technische oder organisatorische Details zu erfahren.
Warum funktioniert Elizitieren?
Die Methode des Elizitierens basiert auf der menschlichen Psychologie. Menschen reagieren oft spontan und emotional, wenn sie sich sicher fühlen. Diese Technik nutzt genau diesen Reflex aus. Wenn sich jemand in einer angenehmen Gesprächssituation befindet, ist die Bereitschaft, Informationen zu teilen, deutlich höher.
Anders als bei aggressiven oder einschüchternden Ansätzen, die oft Widerstand hervorrufen, arbeitet Elizitieren mit Vertrauen und Kooperation. Dadurch lassen sich nicht nur mehr Informationen gewinnen, sondern auch präzisere und verlässlichere Angaben.
Beispiele aus der Praxis
In einem meiner Projekte bestand die Aufgabe darin, nicht nur Zugang zum Gebäude und den Büros zu erhalten, sondern auch so viele interne Informationen wie möglich herauszufinden. Da es gerade Weihnachtszeit war und viele Betriebe zu dieser Zeit Weihnachtsfeiern organisieren, haben wir diese Gelegenheit genutzt und uns selbst zur Weihnachtsfeier des Unternehmens eingeladen.
Die Weihnachtsfeier fand im Freien vor dem Gebäude statt, mit Glühweinständen und Essensbuden. Der Zutritt war kein Problem, da die Feier offen zugänglich war. Gemeinsam mit meinem Kollegen, ebenfalls ein Angreifer, mischten wir uns unter die Menge und gaben uns als Angestellte aus. In der lockeren Atmosphäre kamen wir schnell ins Gespräch und gelangten schließlich an einen Abteilungsleiter, der unter anderem für die Entwicklung einer bekannten App des Unternehmens verantwortlich war.
Vorab hatte ich mich über diese App informiert und frei zugängliche Informationen im Internet recherchiert. Während des Gesprächs konnte ich durch die gezielte Verwendung von Fachbegriffen und Hintergrundwissen den Eindruck erwecken, dass ich tatsächlich Teil des Entwicklungsteams sei. Auf diese Weise gelang es uns, deutlich mehr Informationen über die App zu erhalten, als öffentlich bekannt war.
Im Laufe des Abends führten wir weitere Gespräche mit verschiedenen Mitarbeitenden, wodurch wir zusätzliche Einblicke in interne Abläufe und Entwicklungen gewinnen konnten. Die entspannte und festliche Stimmung der Weihnachtsfeier erleichterte es uns, Vertrauen aufzubauen und so an Informationen zu gelangen, die in einem formellen Kontext vermutlich nicht so bereitwillig preisgegeben worden wären.
Lehren und Erkenntnisse
Elizitieren verdeutlicht, wie wichtig es ist, sich der Dynamik alltäglicher Gespräche bewusst zu sein. Es zeigt auch, wie schnell sensible Details preisgegeben werden können, ohne dass die betroffene Person dies realisiert. Für Unternehmen bedeutet dies, dass ihre Mitarbeitenden darin geschult werden müssen, ungewöhnliche Fragen zu erkennen und bei der Weitergabe von Informationen achtsam zu sein.
Wichtig ist auch, eine Unternehmenskultur zu fördern, in der Mitarbeitende sich sicher fühlen, verdächtige Gespräche zu melden, ohne Angst vor Konsequenzen zu haben. Eine gut geschulte Belegschaft kann eine effektive Verteidigungslinie gegen Elizitieren sein.
Fazit
Elizitieren ist eine Technik, die auf subtilen psychologischen Mechanismen basiert und daher oft unbemerkt bleibt. Sie ist jedoch äußerst effektiv, um an vertrauliche Informationen zu gelangen. Mit der richtigen Schulung und Sensibilisierung können Unternehmen sich und ihre Mitarbeitenden jedoch gegen solche Angriffe wappnen.